Der Spätsommer von 2020 war immer noch von Covid-19 geprägt. Wir hatten uns bereits ein lokales Ziel für unseren Urlaub raus gesucht. Wir wollten einen Teil des Pacific Crest Trails wandern.
Der Pacific Crest Trail durchquert die USA von der mexikanischen Grenze im Süden bis zur kanadischen Grenze im Norden. Viele wandern diesen Weg von 4270km über 4 Monate. Er geht durch Kalifornien, Oregon und Washington und wir wollten die Sektion J von Snoqulamie Pass nach Stevens Pass über 4-6 Tage wandern. Section J hat eine Gesamtstrecke von 120km mit 4800 Höhenmeter, wobei wir noch einen Nebentrip planten.
Unten sind ein paar Fotos und der Weg beschrieben – und Christopher hat ein Video zusammen geschnitten:
Die Vorbereitung
Diese Wanderung war unsere erste Tour, die mehr als eine Nacht dauert. Also haben wir uns durch intensives YouTube gucken darauf vorbereitet – vor allem mit genug Essen für 6 Tage und Möglichkeiten Essen im Baum auf zu hängen.
Nachdem wir alles in den Rucksäcken verstauten wugen sie knapp 45kg. Dann noch all unsere Geräte aufladen und eins unserer Autos an ans Ende des Weges fahren und wir schliefen noch einmal in unserem Bett.
Tag 1 – Snoqualmie Pass bis Glacier Lake
25km mit 1500 Höhenmeter in 8 Stunden
Die erste Etappe ging am Snoqualmie Pass los. Von dort ging es am Kendall Peak vorbei über den Kendall Catwalk in die Alpine Lakes Wilderness. Die Alpine Lakes Wilderniss ist eine der schönsten Gegenden in den zentralen Kaskaden und wir wussten schnell warum.
Unser Ziel war der Glacier Lake im Schatten des Chikamin Peak. Der Glacier Lake ist ein kleiner Umweg vom PCT. Wir hatten gedacht es ging schneller, aber waren froh endlich an dem kleinen See angekommen zu sein und unser erstes Lager auf zubauen. Es gab ein paar Bohnen (nicht zu empfehlen – ich weiß nicht, was wir uns da gedacht haben), Kartoffelpüree und eine Art Landjäger.
Tag 2 – Chikamin Peak bis Spectacle Lake
8km mit 700 Höhenmeter in 5 Stunden (Chikamin Peak) + 7km 300m in 2.5 Stunden (Spectacle Lake)
Die erste Nacht war etwas unruhig, weil die Stille ungewohnt war und wir uns un nötigerweise um Tiere Sorgen gemacht haben.
Der Grund für unseren kleinen Umweg vom PCT an den Glacier Lake war die Besteigung des Chikamin Peaks. Als wir aufwachten war der Berg leider in Wolken eingekleidet und wir wussten nicht ob wir es wagen sollten. Nach einem gemütlichen Morgen mit Kaffee, Tee und Frühstück, klarte es sich jedoch ein wenig auf und wir machten uns auf den Weg.
Die Besteigung des Chikamin Peak war ein spannender Kletterweg mit etwas Wegfindung und Kletterei. Es war sehr einsam, dafür um so schöner. Vom Gipfel konnten wir unser Nachtlager, das nächste Nachtlager und den Weg vom vorherigen Tag anschauen.
Zurück am Camp packten wir schnell ein, aßen eine Kleinigkeit und machten uns auf zum nächsten Zeltplatz am Spectacle Lake. Der Weg dauerte mal wieder länger als gedacht und der ein oder andere PCT Komplettweg Wanderer überholte uns leicht.
Der Spectacle war einer der schönsten Campingplätze des Trips. Der Specatcle Lake ist umgeben von vielen schroffen Bergen und in der Mitte erstreckt sich eine kleine Halbinsel. Auf dieser Halbinsel gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, wovon wir uns eine aussuchten. Man konnte sogar noch gut den Chikamin Peak erkennen. Hier hatten wir auch einige Zeltnachbarn, und es gab sogar ein “Klo”. Ein Klo am PCT ist häufig ein Loch im Waldboden über dem ein Sitz gebaut wurde. Nicht immer schön, aber wenigstens weiß man dann wo man am besten hin geht.
Nach einem guten Abendessen mit Nudeln und Thunfisch, sowie lecker Schokolade und Tee ging es ins Bett.
Tag 3 – Spectacle Lake bis Waptus Lake
33km und 1000 Höhenmeter in 10 Stunden
Oben am Pass angekommen, hielten wir nochmal an einem kleinen See an um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Während der Woche hatten wir eine offline App die uns half solche Wasserstellen und mögliche Campingplätze entlang des Weges zu finden. Laut dieser App war der See oberhalb des Passes die letzten Möglichkeiten für Wasser in den nächsten Kilometern und es war sehr warm. Es sollte sich als eine gute Entscheidung heraus stellen.
Erfrischt und etwas gestärkt ging es dann an den Abstieg bis zum Waptus See. So langsam kam man in eine Art Trott. So sehr, dass Christopher und ein kleiner Bär sich gegenseitig auf dem Weg überraschten. Zum Glück lief der Bär schnell weg und die Mutter haben wir nicht gesehen. Wir waren etwas aufmerksamer für den restlichen Weg. Gegen frühen Abend sahen wir endlich den Waptus Lake durch die Baumspitzen blitzen. Doch es lag noch ein langer Weg vor uns. Nach einem weiteren Wasserstop im Tal und einer längeren Suche nach einem Zeltplatz, erreichten wir mit Stirnlampe eine kleine Stelle am See zum Übernachten. Nach schnellem Zeltaufbau und Essen machen, diesmal ein gefriergetrocknetes Fertigessen, ging es zügig ins Bett.
Tag 4 – Waptus Lake bis Kleiner See
23km mit 1100 Höhenmeter in 8 Stunden
Nach einer erholsamen Nacht, Frühstück am See und der Versorgung unserer Blasen ging es früh weiter. Langsam konnten wir unsere Strecken besser einschätzen und machten uns auf den Weg. Wir hatten einen schönen Tag. Am Anfang folgten wir ein paar Reitern, die mit ihren Pferden den PCT entlang ritten. Mittag machten wir im Schatten des Cathedral Rock. Der einzigen Stelle entlang der Strecke, wo wir ein bischen Handyempfang hatten. Am Nachmittag kam dann noch eine spannende Überquerung einer ausgewaschenen Brücke.
Der Tag endete etwas früher an einem kleinen See direkt am Weg des PCTs. Am Ende des Sommers waren viele kleine Bäche ausgetrocknet, so dass man sein Wasser etwas planen musste und das war die perfekte Stelle zum Anhalten.
Wir hatten einen entspannten Abend und beobachteten beeindruckt wie noch der ein oder andere Wanderer strammen Schrittes vorbei kam. Unser Abendessen waren wieder Nudeln und etwas Schokolade und ein Schluck Whiskey.
Tag 5 – Kleiner See bis Mig Lake
26km mit 1060 Höhenmeter in 8 Stunden
Am 5. Tag haben wir uns ein Beispiel an den ganzen Weitwanderern des PCTs genommen und sind früh los. Wir entschieden uns die restliche Strecke nicht an einem Tag zu Ende zu laufen, sondern noch eine weitere Nacht am PCT zu übernachten. So konnten wir am nächsten Tag entspannt die Strecke beenden.
Am 5. Tag lagen zwei weitere Pässe und ein paar der schönsten Seen der Strecke vor uns. Morgens ging es entlang der Deception Lakes zum Deception Pass und Mittags machten wir Pause am Glacier Lake, der von oben aussieht wie ein Herz. Ja, schon wieder ein Glacier Lake. Die Namensgebung hier ist nicht immer abwechslungsreich.
Am Nachmittag kamen wir dann in eine bekannte Gegend. Hier hatten wir im vorherigen Jahr eine Klettertour auf den Slippery Slab Tower gemacht, aber einen anderen Wanderweg gewählt. Kurze Zeit später erreichten wir den letzten Schlafplatz der Tour – am Mig Lake. Da wir früher angekommen sind, hatten wir eine Auswahl an Plätzen und fanden einen schönen direkt am Wasser. Da es schön warm war, gingen wir auch kurz ins Wasser. Nach 5 Tage nur mit Katzenwäsche tat es sehr gut sich komplett zu erfrischen.
Der See füllte sich gegen Abend, als mehr und mehr ihr Wochenende mit einer Wanderung starteten. Wir machten es uns an unserem Zeltplatz gemütlich und aßen die letzten Reste. Zum Abendessen gab es nochmal Kartoffelpüree mit Thunfisch.
Tag 6 – Mig Lake bis Stevens Pass
12.5km mit 450 Höhenmeter in 3.5 Stunden
Wehmütig standen wir am 6. Tag auf und genoßen ein letztes Frühstück in der Wildnis. Die letzten Stunden auf dem Wanderweg vergingen schnell. Wir wunderten uns über Rauchschwaden über den Bergen. Es stellte sich heraus, wir sahen die ersten Anzeichen der Rauchwolken, die ein paar Tage später die ganze Westküste bedecken sollten.
Kurz vor Ende hatten wir noch eine letzte Begegnung mit einem Tier. Es war nur ein kleiner Hund, aber er schien gefährlicher als andere Begegnungen bisher. Als wir uns dem Ziel näherten, erkannten wir Zeichen der Zivilisation wie Strommasten und Skilifte, die wir im Winter oft gefahren sind.